
In Zeiten steigender Zinsen stellen sich viele Kapitalanleger die Frage: Lohnt sich eine Immobilienfinanzierung als Kapitalanlage überhaupt noch? Die Antwort lautet: Ja – wenn man das Zinsparadoxon versteht und richtig nutzt.
Höhere Zinsen – höhere Belastung? Nicht für Kapitalanleger
Was auf den ersten Blick wie ein Nachteil aussieht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als strategischer Hebel. Denn wer in vermietete Immobilien investiert, finanziert nicht aus emotionalen Motiven, sondern mit Blick auf Rendite, Steuervorteile und Vermögensaufbau. Entscheidend ist dabei nicht der Zinssatz allein, sondern das Verhältnis von Zins, Tilgung und steuerlichem Effekt.
Bei steigenden Zinsen reduziert sich üblicherweise die Tilgung, wenn die monatliche Annuität gleich bleibt. Das bedeutet: Ein größerer Teil der Zahlung geht in die Zinsen – was paradox klingt, ist aus Investorensicht aber oft von Vorteil.
Der steuerliche Hebel: Zinskosten mindern die Steuerlast
Zinsen sind bei vermieteten Immobilien voll steuerlich absetzbar. Tilgungen hingegen sind Kapitalverwendung – sie wirken sich steuerlich nicht aus. Wer also in Zeiten höherer Zinsen einen größeren Anteil seiner Rate in Form von Zinskosten zahlt, kann mehr steuerlich geltend machen. Das senkt die effektive Steuerlast und verbessert den Eigenkapitalhebel.
Beispielrechnung:
Objektwert: 500.000 Euro
Annuität: 4 % = 20.000 Euro jährlich
Variante 1: 1,5 % Zins / 2,5 % Tilgung → Zinskosten: 7.500 Euro
Variante 2: 3,0 % Zins / 1,0 % Tilgung → Zinskosten: 15.000 Euro
Steuerlicher Vorteil bei Variante 2: doppelt so hoch, bei identischer Belastung
Kapitalanleger denken in Cashflow, nicht in Entschuldung
Ein häufiges Missverständnis bei der Immobilienfinanzierung: Schnell zu tilgen sei immer besser. Doch Kapitalanleger arbeiten mit der Logik des Hebels (Leverage). Je mehr Kapital gebunden ist, desto geringer die Liquidität für weitere Investitionen oder strategische Rücklagen. Weniger Tilgung bedeutet mehr Handlungsspielraum – das Investment tilgt sich durch die Mieteinnahmen langfristig von selbst.
Zudem ist Kapital, das nicht zur Tilgung verwendet wird, frei investierbar – z. B. in Sachwerte, Aktien, Beteiligungen oder Notfallrücklagen. Gerade in volatilen Märkten ist Liquidität wichtiger als Schuldenabbau um jeden Preis.
Langfristiger Vermögensaufbau trotz hoher Zinsen?
Absolut. Vorausgesetzt, die Immobilieninvestition ist richtig strukturiert:
- Lage und Substanz der Immobilie stimmen
- Vermietbarkeit ist gegeben
- Die Finanzierung ist steuerlich optimiert
- Der Cashflow ist stabil oder wächst durch Mieterhöhungen
Zinsen sind temporär – strategisch genutzte Hebelwirkung ist dauerhaft. Wer in der aktuellen Marktphase klug finanziert, profitiert von Sonderabschreibungen, Inflationseffekten auf Sachwerte und einem wachsenden Bestand.
Fazit: Das Zinsparadoxon ist eine Chance für weitsichtige Investoren
Während viele Anleger in Panik verfallen, analysieren smarte Kapitalanleger die tatsächlichen Effekte von Zinssätzen auf ihre Finanzierungsstruktur. Höhere Zinsen führen zu höherer Absetzbarkeit, erhöhter Kapitalverfügbarkeit und erhöhter Renditechance – vorausgesetzt, man kennt die Spielregeln.
Über Kay B. Rogalla
Kay B. Rogalla ist Finanzfachwirt (FH), Experte für Vermögensarchitektur und mehrfach ausgezeichneter Buchautor. Er begleitet Kapitalanleger und Unternehmer bei der strategischen Strukturierung ihres Vermögens, insbesondere bei Immobilieninvestitionen, der steuerlich intelligenten Gestaltung und dem Schutz vor Haftungsrisiken. Mit seinem 5-Schritte-Modell bringt er Klarheit in komplexe Finanzentscheidungen.
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